Es war schließlich nicht alles schlecht!

Sagt man doch so und meint damit gelebte Zeiten, Phasen, Lebensabschnitte, die man im Rucksack der Erfahrungen mit sich trägt. Auch Düsteres hat oftmals im Nachhinein was Erhellendes, weiß mancher aus eigenem Erleben zu berichten.

Wer heute auf Kinder- und Jugendjahre zurückblickt, kann ebenso die Spreu vom Weizen trennen – egal, wo immer er aufgewachsen ist. Strenge Eltern, Großeltern und Lehrer waren natürlich keine Ausnahmen, aber die Highlights waren die taffen, kumpelhaften Exemplare, an die man sich gerne erinnert. Für solche Lehrer lernte setzte man sich gern auf den Hosenboden, wurde nicht selten zum Streber, um diesen Typen zu gefallen. Voll coole Omas und Opas, standen höher im Kurs, als die strengen Erzeuger. Zuckerwatte, Gummibärchen, Eis und Negerküsse mit den Grannys auf der Kirmes, war allemal interessanter als Pilze suchen beim Waldspaziergang mit Mami und Papi.

Der erste Lover mit stylisch-ausgeflippten Klamotten und rüpelhaft-halbstarkem Auftreten sorgte für Schmetterlinge im Bauch, obwohl der erkennbar die Nullnummer war. Zu dem stieg man viel lieber aufs Mofa, als zum wohlerzogenen Knaben mit den allerbesten Zeugnissen, dem gebügelten T-Shirt und den sauberen Fingernägeln, der schon in jungen Jahren zum Gentlemen mutierte.

So oder so ähnlich lernt man fürs Leben und vor allem zu beurteilen, dass nicht alles nur schlecht, aber auch nicht immer nur gut ist. Zwischen gut und schlecht liegen Welten, ebenso ist schließlich nicht alles nur schwarz oder weiß.

Jeder sammelt eigene Erfahrungen und was für den einen toll und super ist, rangierte beim anderen unter der Rubrik unterirdisch.

Aber grundsätzlich war nicht alles schlecht – so auch nicht das Leben in der DDR!

In den vergangenen drei Jahrzehnten ist diese Aussage der Schlüsselsatz, an dem häufig der Ex-DDR-Bürger zu erkennen ist.

Selbst wenn ihm Bananen, Ananas und Reisefreiheit verwehrt wurden, erhielt er andere Dinge des täglichen Lebens zum Spottpreis und in Hülle und Fülle. Immerhin war die „Ehemalige“ schließlich ein sozialistischer Arbeiter- und Bauernstaat und da mangelte es weder an Rüben, Kohl, Kartoffeln und anderen Nahrungsmitteln. Auch die Spreewaldgurke, die schon Theodor Fontane auf seinen Wanderungen durch die Mark lobend als was sehr Schmackhaftes erwähnte, erlebte zu DDR-Zeiten eine Renaissance und brachte obendrein jede Menge Devisen.

Dafür musste man auf Anderes ewig lange warten. Dazu gehörte unter anderem ein Trabi, der in den meisten Fällen ein Jahrzehnt und mehr bis zur Auslieferung an den Empfänger brauchte. Mit Ferienreisen zu DDR-Traum-Zielen und in sozialistische Bruderländer verhielt es sich nicht viel besser. Nicht jeden führte es eben an den Balaton nach Ungarn, aber eben auch nicht nach Zinnowitz ins Hotel „Roter Oktober“. Oft blieb nur ein Campingplatz auf Usedom oder im Thüringer Wald mit Schwarzbier und Rostbratwurst.

Essen und Getränke war überall preiswert zu bekommen und besonders begehrt und günstig war Alkoholisches.

Alkohol war auch an allen Tagen des Jahres ein treuer Begleiter. Man genoss ihn zuhause, im Betrieb, beim Sommerausflug oder beim geselligen Beieinander genauso gerne, wie auf der Datsche, an sämtlichen Feiertagen und zu Weihnachten.

Nicht jeder hatte in diesem Land damals alles und schon gar nicht immer. Fast alle freuten sich über die Wende. Einige wünschen sich das Früher wieder zurück. Sie vermissen das Schlange-Stehen, die original Ost-Produkte, die versteckte Bückware, den FKK-Urlaub, den Geruch von Kohle und Trabi-Dunst. Ganz besonders bedauern sie den Verlust von Zusammenhalt, Kreativität und der Tatsache, aus Altem Neues zu machen und deshalb nichts wegzuwerfen, was man eventuell noch einmal gebrauchen könnte.

Sie sind hundertprozentig davon überzeugt, dass in der DDR schließlich nicht alles schlecht war!

Stimmt, ist wie immer im Leben: Nur schlecht gibt’s vermutlich nirgendwo……

05.10.2020

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