Feingliedrig und grazil sind sie, haben lange, schlanke Beine, sie leben mit uns unter einem Dach, ganz besonders gerne im Schlafzimmer. Sie umschwärmen uns, krabbeln auf unserer Haut herum, sie umgarnen uns und plötzlich – aus heiterem Himmel – stechen sie zu!
Sie sind Plagegeister und Nervensägen, eigentlich sind sie Vampire, die nur eines im Sinn haben: Frisches Blut als Lebenselixier für ihre Brut! Wenn die den Saft des Lebens nicht bekommt, dann gibt’s für die keine Zukunft. Drum ist Mutti Mücke auch fleißig unterwegs, um Futter für die Eier ranzuschaffen.
Vater Mücke hingegen ist faul und hat außer Fortpflanzung keine Aufgaben zu erledigen. Auch muss er sich nicht über Mensch oder Tier hermachen und den Dracula geben, denn seine Ernährung besteht aus Wasser oder irgendwelchen Pflanzensäften.
Der männliche Mückerich ist völlig aus dem Häuschen, wenn er das Summen der Mückenmädels hört. Dieses Geräusch macht ihn total raschelig und heizt seine Libido dermaßen an, dass er nur noch eines im Kopp hat, sich mit einer Mückenlady zu paaren.
Bei uns Menschen ist es total anders! Wenn wir Mückengesumme vernehmen, dann törnt uns das eher ab – vom vergnügten Kuscheln allemal und vom Einschlafen sowieso! Mücken lieben es, uns um die Birne zu schwirren, ganz nah an den Ohren vorbei, an den pulsierenden Adern, an den Handgelenken und überall dort, wo sie Blut vermuten. Dort schlagen sie zu, erbarmungslos, saugen sich voll, sind zwei- oder dreimal so fett, wie vor dem Angriff. Und wir kratzen uns wie blöd, wie ein streunender Köter, der Flöhe hat.
Selbst Wilhelm Busch gingen diese Zeitgenossen schon kräftig auf den Zünder, drum hat er diesen Reim verfasst:
„Du gehst zu Bett um zehne, du hast zu schlafen vor.
Dann hörst du jene Töne, ganz dicht an deinem Ohr.
Drückst du auch in die Kissen dein wertes Angesicht,
dich wird zu finden wissen, der Rüssel, der dich sticht!“
Vermutlich sind Mücken solche Überlebenskünstler, die seit Millionen von Jahren auf der Welt ihren Platz haben, die unverwüstlich sind, egal, ob wir Jagd auf sie machen oder was immer die Industrie gegen sie erfindet. Im Frühjahr und im Sommer fühlen sie sich einfach pudelwohl und zu uns hingezogen. Wenn es warm ist, dann tragen wir unsere nackte Haut zur Schau – mal mehr, mal weniger – und das gefällt nicht nur den weiblichen Mücken!
29.06.2017