Und plötzlich machte es tick….

Alle reden davon, dass man den lokalen Einzelhandel stärken soll. Na klar, gerne doch! Ist ja auch viel persönlicher, als das anonyme Internet. Na ja, vielleicht – vielleicht aber auch nicht! Keine Ahnung mehr, in wie vielen Uhren- und Juweliergeschäften wir unser Anliegen, eine Herren-Taschenuhr kaufen zu wollen, vorgetragen haben. Die niedergelassenen Uhrmacher haben uns was gehustet. „Führen wir leider nicht! Haben wir nicht vorrätig, können wir aber aus dem Katalog für Sie bestellen! Zwei Modelle kann ich Ihnen zeigen, die eine Taschenuhr liegt im vierstelligen Euro-Bereich und die andere…!“ Und können Sie die alte Uhr denn reparieren? lautete unsere nächste Frage. Die Antworten, die wir erhielten, wollen Sie nicht wirklich wissen. Nur ein Fachmann verwies aufs Internet, die riesige Auswahl, auf Preise von bis und so weiter.

Also befragten wir Herrn google und waren von der Vielfalt der Taschenuhren-Modelle und Preise total überwältigt, von den Anbietern nur bedingt und kamen somit auch zu keinem vernünftigen Ergebnis. Für mich stand allerdings fest, dass bis zum Jubiläumstag meines Göttergatten nichts Passendes den Gabentisch zieren wird.

Und wenn ich mal ganz gezielt suche – bei einem Anbieter, den ich kenne? Aber wen kenne ich schon? Tchibo, Otto, Lidl – also die haben so ziemlich alles, was der Mensch braucht oder auch nicht, aber keine Taschenuhren mit Uhrenkette fürs starke Geschlecht!

Plötzlich tickte was in meinem Oberstübchen und ich klickte auf www.bader.de und suchte erfolgreich nach Taschenuhren.

Die Firma Bader in Pforzheim! Die wundervoll bunten und lebendigen Kataloge meiner Kindheit und Jugend. Was fand ich die glänzenden Fotos mit den hübschen Frauen, Männern und Kindern auf all den vielen Seiten damals toll. Das war was ganz Besonderes, wenn ich in diesem Katalog blättern und stöbern durfte! Sachen zum Spielen, Puppen über Puppen mit fröhlichen Kulleraugen oder fremdländischem Aussehen, im Puppenwagen in Babysachen, in Prinzessinnenkleidern, große und kleine Kuscheltiere mit und ohne Knopf im Ohr, Zubehör und Päckchen für den Kaufmannsladen oder Schnickschnack fürs Puppenhaus – tausend wunderschöne Dinge eben. Genau das Richtige zum Angucken in der Adventszeit, wenn der Bratapfelduft durch die Wohnung wabert und die selbstgebackenen Vanillekipfel und Zimtsterne auf dem Teller liegen und wenn der Wunschzettel ans Christkind geschrieben werden musste.

Alte Kataloge wurden übrigens niemals weggeworfen. Die bekamen die Verwandten in Ost-Berlin. War zwar immer eine ziemlich stressige Aktion, ein solches Teil unbemerkt durch die Grenzkontrollen zu bekommen, aber meistens klappte es irgendwie. Dieses farbenfrohe Warenbuch war auf der anderen Mauerseite sehr beliebt und ging erst kurz vorm totalen Zerfleddern den Weg alles Irdischen.

Bevor ich die „auserwählte“ Uhr bestellte, fragte ich nach, ob zu dieser Uhr auch eine Kette gehört. Kurzfristig landete in meinem Outlook-Postfach eine Mail von Frau N. Guck mal an, kein Antwort-Automat, keine Textbausteine! Frau N. antwortete zu meiner Zufriedenheit und ich bestellte. Der Ehrentag meines Mannes stand unmittelbar vor der Tür – der Postbote mit der Uhr leider nicht. Was lag näher, als bei Frau N. nachzuhaken. Wieder kümmerte sie sich sofort! Lieferschwierigkeiten aufgrund der großen Nachfrage, wird wohl vorm Weihnachtsfest nix mehr! Sch……schade! Ob ich vielleicht eine andere Uhr nehmen sollte? Gesagt getan. Rücksprache mit Frau N. per E-Mail – alles klar, so machen wir’s! Halt, da fällt mir noch was ein – noch ne Mail an zu ihr nach Pforzheim. „Rufen Sie mich doch einfach an, oder schicken Sie mir Ihre Nummer, dann rufe ich zurück…“ antwortete sie und ein bisschen später hatte ich die lachende, freundliche Fachfrau aus der Bader-Schmuckabteilung am Telefon. Warum lacht sie? Warum ist sie nett und freundlich? Eigentlich müsste sie doch die Krise kriegen, wenn meine Mails sich in ihrem Monitor stapeln!

Inzwischen befindet sich die Uhr mit dem eingravierten Namen in der Hosentasche meines Mannes und das neue Stück hängt gut befestigt an der Kette und die an der Bundschlaufe. Er freut sich über das Geschenk wie Bolle.

Ach ja, die erstbestellte Uhr, die laut Ankündigung erst nach Weihnachten ihr Ziel erreichen sollte, ist mittlerweile auf dem Rückweg zur Firma Bader nach Pforzheim, wo sie bestimmt recht bald einen Liebhaber findet – vielleicht noch pünktlich zum Fest.

Warum ich das aufgeschrieben habe? Na, kommen Sie drauf?

Vielleicht ist das Internet gar nicht so unpersönlich, wie es immer beschrieben wird und vielleicht ist Kundendienst eben nicht nur beim lokalen Anbieter in der Fußgängerzone möglich….

Mein herzlicher Dank geht an Frau N.!

04.12.2017