„Nichts ist schwerer zu ertragen, wie eine Reihe von guten Tagen!“

Die Schalentiere haben die Heilige Nacht im Kühlschrank bestens überstanden. Es war ihre letzte Galgenfrist, bevor sie am Weihnachtstag auf dem Grill landeten, der auf der großen Terrasse stand. Ringsherum flackerten wärmende Fackeln, denn abends und nachts war es auch in Spanien empfindlich kühl. In der Hafenbäckerei haben wir uns mit Bocadillios eingedeckt, dieses landesübliche Weißbrot darf beim Essen nicht fehlen, genauso wie Tomaten, Oliven, Zitronen, Apfelsinen und anderes leckeres Zeug. Elena und Sebastian, Pepe, Maria und wir verbrachten einen ganz besonderen Weihnachtsabend mit einem nicht enden wollenden Konzert der zirpenden Grillen, unter funkelnden Sternen und vielen blutrünstigen Mücken.

Die Tage vergingen. Wir machten Ausflüge, gingen an den Strand und tauchten unsere Zehenspitzen ins kühle Nasse, besuchten zum wiederholten Male die Markthalle, kochten und brutzelten und genossen die Zeit.

Zum Segeln hatten wir keine Lust mehr, dafür aber auf eine rasante Fahrt mit dem Motorboot nach Ibiza. Wie immer organisierte Pepe das Boot, die Überfahrt und den Aufenthalt auf der mit Touristen vorgestopften Insel. Pepe kannte abgelegene Fischerdörfer und er suchte ein sehr idyllisch gelegenes im Osten der Insel aus. Es war schon stockdunkel als wir in Valencia wieder festen Boden unter den Füßen hatten und hundemüde in unsere Betten fielen.

Kurt Tucholsky war es wohl der feststellte: Nichts ist schwerer zu ertragen, wie eine Reihe von guten Tagen! Recht hatte Kurtchen! Uns ging’s ebenso und am liebsten wären wir noch ganz lange geblieben und es wäre uns nicht langweilig geworden, jedenfalls nicht so bald.

Am vierten Tag des neuen Jahres brachte uns der Iberia-Flieger wieder nach Hause. Nasskalt. Steinlausgrau. Matschiger schmutziger Schnee auf den Straßen. Geschäftiges Treiben in der Stadt. Keine zwitschernden Vögel. Apfelsinen ohne Baum und Blüten.

Einkaufen, Wäsche waschen, Staub wischen, zur Arbeit gehen – es ist wieder Alltag.

Bis zum Frühling dauert’s ewig, bis zum nächsten Urlaub noch viel länger!

26.12.2017

Gastbeitrag von Lena Molenda