Und welche Worte kennen Sie noch?

Sprache wird – wie viele andere Gebrauchsgüter – von der Mode diktiert. Sprache ist lebendig und bunt, Sprache verändert sich. So manche Worte oder Begriffe sind in die Jahre gekommen, wie die damaligen Benutzer. Man verwendet sie nicht mehr, weil sie unmodern sind. Sie sind zwar im hintersten Winkel unseres Hirns vergraben, stehen dort rum wie unmoderne Schuhe im verstaubten Kellerregal. Immer wieder erobern neue Worte und Begriffe unsere Sprache und ihren Wortschatz, gehören auf einmal „dazu“ bis auch die wieder durch andere ersetzt werden.

Vor noch gar nicht so langer Zeit kannte man den Begriff „Google“ nur aus dem Sächsischen und da bedeutet er „Kugel“. Mittlerweile weiß jeder, dass google eine Internet-Suchmaschine ist, ein modernes Lexikon eben. Herr Google weiß einfach alles und die wort- und erklärungsgewaltigen Herren Brockhaus, Duden und viele andere kluge Köpfe stehen irgendwie neben den ollen Schuhen im Regal.

Wer kennt denn noch ein Telefon mit Wählscheibe, das Fräulein vom Amt oder eine gelbe Telefonzelle, aus der man mal fix zuhause durchgebimmelt hat? Schon seit langem verschickt niemand mehr Telegramme und Depeschen schon gar nicht. Das stammt aus den Zeiten, als man durch zu schnelles Vor- und Rückwärtsspulen beim Tonbandgerät noch Bandsalat verursachte und uns Mohrenköpfe und Negerküsse noch bedenkenlos schmeckten. Dazu gab es Muckefuck aus der Kanne mit Tropfenfänger an der Ausgusstülle.

Ein Mofa oder gar ein Motorrad wurde auch Feuerstuhl genannt und auf dem fuhr man mit seiner Ische, seiner Biene, seiner Flamme oder seinem Stammzahn durch Wald und Flur bei Kaiserwetter in die Sommerfrische.

Als Backfisch bezeichnete man einen weiblichen Teenager im heiratsfähigen Alter. Ein solches Fräulein hielt schon gerne mal Ausschau nach einem Halbstarken, fiel aber auch oft auf einen rein, den der Volksmund als Luftikus, Hans-Dampf-in-allen-Gassen oder Schwerenöter bezeichnete. Wenn ein Techtelmechtel zwischen solch einem steilen Zahn und einem Schlingel aus dem Hause Tunichtgut schiefging, blieb das Fräulein vielleicht noch lange Fräulein, schlimmstenfalls mit einem Dreikäsehoch am Rockzipfel, bis ihr ein neuer Galan den Hof machte.

So manch ein Lausbub probierte seine erste Fluppe heimlich und meistens wurde ihm ganz blümerant dabei. Sein alter Herr drohte ihm, irgendwann als Nichtsnutz und Gammler in der Gosse zu landen, wenn er das Rauchen von Sargnägeln nicht sein lässt.

Doch keine Angst, sämtliche Tausendsassas, Springinsfeld- und Hanswurst-Exemplare sind nicht ausgestorben. Sie sind nach wie vor unter uns – sie rangieren lediglich unter anderen Begriffen. Auch die werden mit zunehmendem Alter reif, tragen sowohl Krokodilhemden als auch Vatermörder, benutzen auf Reisen ihren altmodischen Kulturbeutel und wenn genug Taler im Sparstrumpf sind, gönnen sie sich alte Edelkarossen und drehen sich gerne nach schönen Tussis und feinen Damen um.

In der Ostzone hieß übrigens der Hauswart Blockwart und seine Kragenweite war das Verpetzen an die Obrigkeit. Heute könnte man das als regelmäßiges Update seines Workflows an sein Chief-Management bezeichnen. Dafür bekam er nicht selten so manch einen Groschen bar auf die Kralle. Das fand der ziemlich dufte und knorke, denn davon konnte er seine Wuchtbrumme zum Schwof ausführen.

Fotos; Siemens (Wahlscheibe),
Juergen Rosskamp, jr+wiki@datengrab.org, Telefonzellen, CC BY-SA 2.0 DE

10.02.2018