Tigi im Frühling

Heute kommt Tigi an und fragt mich, was er denn anstellen muss, um sich zu verlieben. Wie kommt er bloß darauf? Nun ja, alle um ihn herum gurren und turteln, knutschen und busseln wie doof.

Selbst seine Krokodilkumpels  – Karl und Emil – twittern im Internet wie verrückt herum. Sie haben zwei Krokodilmädchen auf der Homepage vom Tierpark Wilhelma in Stuttgart gefunden, zu denen sie nun intensiven Kontakt pflegen.

Sogar Gerda hat einen neuen Lover,  mit dem geht sie immer ins Gebüsch, sagt Tigi, und dann rascheln beide wie blöd herum und gurren auf Teufel komm raus. Nun ja, Gerda ist auch nicht mehr die Jüngste, aber da kann man mal wieder sehen, dass Frühlingsgefühle total altersunabhängig sind.

Doch was soll ich denn Tigi bloß raten? Ist aber auch ärgerlich, dass mein Mann nicht da ist. Der ist auf Reisen. Gerade jetzt! Jetzt wäre doch ein Gespräch von Mann zu Mann optimal. Jedenfalls will Tigi gleich wissen, was er machen soll. Er will nicht warten, bis W. seine Geschäftsreise beendet hat und Tigi will auch nicht warten, bis W. heute Abend Zeit hat, mit Tigi gegebenenfalls zu skypen.

Nun stehe ich da mit meinem Talent, doch da kommt mir eine Idee. Ich suche in der Glotze einfach einen Sender mit Tierfilmen! Bingo, das ist die Lösung! Los geht’s! Schon bald habe ich den passenden Kanal mit einem tollen Film gefunden. Tigi komm mal her, ich habe was für Dich! Man, wo bleibt der denn bloß? Habe mir schon ziemlich die Kehle aus dem Hals gerufen, aber Tigi bleibt verschwunden.

Nach ungefähr zwei Stunden taucht unser haariger Mitbewohner auf und fragt mich ganz aufgeregt, ob er mal in den Keller darf, er bräuchte ganz dringend was aus der Werkzeugkiste. Wie bitte? Aus der Werkzeugkiste? Was denn? Einen Hammer will er haben! Was will er denn damit?

Also, er hat vorhin einen weiblichen Grünspecht draußen getroffen, der gerade hier nach L. in die Käthe gezogen ist. Allein stehend ist die Spechtdame. Sie wurde im vergangenen Herbst nach fünf Ehejahren geschieden, die Kinder sind bereits groß und haben selbst Familie. Sie heißt Mathilda, ist sehr emanzipiert und arbeitet ehrenamtlich beim BUND im Bereich Tier des Jahres. Mathilda hat durchgesetzt, dass die Gattung des Grünspechts das Tier des Jahres 2014 wird und darauf ist sie stolz wie Bolle.

Das imponiert unserem Tigi vielleicht! Er schwärmt von Mathilda wie verrückt, man könnte meinen, er hat sich verguckt in die Spechtdame! Hinzu kommt das ständige Klopfen und Hämmern von Mathilda und das will Tigi nun auch gerne können. Also bekommt er von mir den Hammer und von Mathilda entsprechenden Unterricht in dieser Handwerkskategorie.

Nach cirka zwei Stunden sitzen beide ziemlich eng umschlungen auf unserer Bank auf der Terrasse, genießen Cola und Sonnenschein und Tigi raspelt Süßholz und der kleine grüne Klopfer ist für heute jedenfalls die Herzdame unseres behaarten Haustieres.

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