Kaiserwetter für Segler und Freude bei Vampiren

Also irgendwie ist Petrus gerade gut drauf! So könnte man zumindest meinen, wenn man das anhaltend sonnige und für den Mai viel zu warme Wetter genießt, dass uns der alte Herr derzeit in Bremen Nord und umzu beschert.

Nee nee, ich fange nicht an zu jammern und zu stöhnen, wegen der Hitze, des fehlenden Regens fürs frische Grün in Parks und Gärten, der Wasserflaschenknappheit im Supermarkt und der Riesenschlangen vor den Eisdielen und überfüllten Biergärten.

Viel mehr denke ich an den ziemlich frischen Frühlings- und Mai-Anfang, der den Pflanzen und Blumen enorm zusetzte und ganz besonders nachts. Da war der Gefrierpunkt nicht fern und so manch ein erwachendes und sich aus seiner Umhüllung pellendes Blümchen hatte zu kalte und zu nasse Stängelchen und aufs Aufblühen null Bock. Nun sind diese Hürden genommen und mittlerweile lechzt das vor drei Wochen noch total coole Stängelchen nach Wasser, während der Hobbygärtner und Blumenliebhaber mit faltiger Stirn auf seine Wasseruhr schielt. Denn Leitungsheimer gehört schließlich nicht zu den preiswertesten Lebensmitteln, die Mensch, Tier und Natur benötigen. Vielerorts soll der Grundwasserspiegel schon bedenklich abgesunken sein und aus so manch einem Wasserhahn tröpfelt es zu Stoßzeiten nur noch dürftig bis gar nicht.

Und die der christlichen Seefahrt freundlich Zugewandten, haben ihre schwimmenden Kleinode und Yachten von innen und außen saison-feingemacht. Sie haben geputzt, geschmirgelt, geschmiert, geölt, funkelnagelneue Segel maßschneidern lassen und sonst Gutes getan, um pünktlich ins Sommerhalbjahr zu starten. Alles, was derzeit schwimmt, genießt das schöne Wetter und wünscht sich, dass das für die nächsten paar Monate und bis zur nächsten Zeitumstellung so bleibt. Regen mag der ambitionierte Freizeitkapitän, Wassersportler, Privatier, Früh- und Regulär-Rentner nur dann, wenn er zu Omas 90. Geburtstag mal Boot und Steg den Rücken kehren muss, um an der Familientafel Platz zu nehmen.

Ganz anders der Gartenfreund mit Eigenheim, der Laubenpieper, Balkon- und Terrassenbesitzer. Diese Spezies hat erst vor kurzem die Eisheiligen besiegt, Blumen und Pflanzen erfolgreich vor ihnen beschützt und verteidigt, sich auf ein beschauliches Restfrühjahr eingerichtet. Und nun das: Dreißig Grad plus und kein Tropfen Regen!

In den Lokalen und Restaurants am Wasser und überhaupt im Freien ist das Servicepersonal schon so abgerackert, als steckte ihnen drei Monate Sommerstress bereits in den müden Knochen. In den Eiscafés ächzt die Eismaschine unter der außerordentlichen Belastung und ihrem unermüdlichen Einsatz rund um die Uhr.

Meteorologen sprechen vom wärmsten Mai – sozusagen ein Superlativ – aber auch von schweren, zerstörerischen Unwettern, berichten von Waldbränden, Hagelschauern und bevorstehender Dürre.

Wer sein Kontingent an Gegrilltem für diese Saison schon intus hat, tut sich kalorienbewusst am Spargel gütlich, der bei diesem Wetter wie wild wächst und gönnt sich danach Erdbeeren aus heimischen Anbau vom Bauern um die Ecke.

Ach ja, da sind auch noch die Bauern. Sie „befürchten“ mal wieder! Wie jedes Jahr meldet die Zunft der Landwirte vorausahnend und rechtzeitig ihre Befürchtungen an. Das tun sie mit Regelmäßigkeit in jedem Jahr. Mal weil es zu trocken, mal zu nass, mal zu kalt, mal zu warm, zu windig ist. Dann fehlen Bienen und andere nützliche Insekten, dafür sind aber Läuse und andere Krabbelgeister in der Überzahl – oft kommt was dazwischen, um ordentlich und lukrativ ernten zu können und Scheune und Fass zu füllen. Versicherungen machen Kassensturz und überdenken die Prämienzahlungen dieser alljährlich klagenden Bedenkenträger und die Kommunen beantragen sicherheitshalber schon mal Hilfsfonds in Brüssel und Berlin.

Aber sonst ist der Mai mit all seinem Neugemachten und der warmen Sonne ein toller Monat. Ist ja immerhin der Wonnemonat. Alles blüht und grünt, laue Nächte und funkelnde Sterne verzaubern Frischverliebte und alle Welt freut sich auf den Sommer, auf Sonne, Meer und Strand, leckerem Picknick und Waldspaziergänge in Verbindung mit dem Sammeln von Pfifferlingen, Steinpilzen und anderen ungiftigen Artgenossen.

Und wenn man dann leicht bekleidet an der frischen Luft in Feld, Wald und Flur sich seines Lebens freut, freuen sich auch die vielen Zecken, Mücken und anderen Vampire mit uns. In diesem Sommer gibt’s ganz viele davon, sagen Fachleute und allesamt warten schon gespannt und hungrig auf Mensch, Fiffi, Waldi, Bello und Co., denn nach dem langen Winter haben alle ganz viel Bock und Schmackes auf den roten Lebenssaft der Naturliebhaber.

29.05.2018

Foto: Alan R Walk er, Culex-female, CC BY-SA 3.0