Dreißig Grad, Strandkorb, Sand, Meer, Sonne satt, Wellengeplätscher, Kinderlachen, eine leichte Brise, ein alkoholfreies Weizenbier und Musikberieselung aus dem Strandkorb nebenan: Eine Melodie zum taktvollen Füßemitwippen „feliz Navidad, feliz Navidad, prospero y ano felicidad“. Dazu die knackig-knusprigen Spekulatius frisch von Lidl.
So lässt es sich im Urlaub in diesem Sommer wetter- und snackmäßig aushalten.
Bald gibt’s auch wieder Mon Cheri-Kirschen! Wenn die Temperaturen sinken, steigt die Gewissheit, dass die kleinen Hüftgold-Schweinereien im Supermarktregal auftauchen.
Noch ist es aber nicht so weit – aber bald.
„Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit, nun ist der Weihnachtsmann gar nicht mehr weit….“ Genauso ist es! Das Fest der Liebe naht – der Kalender zeigt es an und beim Einkaufsbummel durch gut klimatisierte und sortierte Supermärkte trifft man die Vorboten. Spekulatius, Lebkuchenherzen, Dominosteine sind untrügliche Indikatoren, dass Sankt Niklas und sein Rentier bald auf der Matte stehen.
Aber noch liegt der ältere Herr oben ohne am Strand und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Seine Klamotten sind in der Reinigung, sein weißer Vollbart eingemottet, sein Schlitten in der Werkstatt zur Überholung inklusive TÜV und sein Rentier macht das alljährliches Anti-Stress-Training in Süd-Schweden bei den Verwandten am glasklaren blauen See und futtert sich auf den grünen Wiesen die Wampe voll.
Für beide geht die Saison bald wieder los. Dann heißt es Wunschzettel lesen, abarbeiten, Säcke packen und schleppen, durch die Welt hetzen – von Kontinent zu Kontinent. Die Menschen wollen es so – für ihre Kinder sagen sie – die sollen an den Feiertagen überrascht werden, sich über Geschenke freuen. Das bedeutet ackern bis zum Umfallen!
Seit Jahren suchen sie Nachwuchs, also Weihnachtsmann- und Rentier-Azubis. Nichts zu machen, sagt die Agentur für aussterbende Berufe! Junge Leute suchen was mit Zukunft, wollen Karriere machen, viel Zaster verdienen. Ist in diesem Job alles nicht drin, ist erstens saisonbedingt und zweitens auf dem absterbenden Ast. Christen werden weniger – andere Religionen haben es nicht so mit dem Weihnachtszirkus!
Dann sind da noch die klimatischen Bedingungen, die nicht jeder verträgt. Da musst du schon gesundheitlich ziemlich fit sein. Mal bei plus 35 Grad und mal bei minus 20 Grad durch die Zeitzonen zu fliegen und das innerhalb von ein paar Tagen! Hinzu kommt das schwere Schleppen. Selbst Rentiere haben keinen Bock auf diesen Job, denn seit Beginn des Klimawandels sind viele ziemliche Weicheier geworden und die alten stehen sich lieber die Beine in den Bauch und holen sich kalte Füße – mal im Schnee und immer öfter in Wasserlachen.
Mit Feiertagen ist das immer so eine Sache. Sie kommen in jedem Jahr plötzlich und unerwartet, wie lästige Wespen im August wenn’s Pflaumenkuchen und Schlagsahne gibt.
Glücklicherweise ist Heiligabend in diesem Jahr ein Montag und kein Sonntag. Somit haben alle auf-den-letzten-Drücker-Geschenke-und-andere-Sachen-Besorger an diesem Tag noch Gelegenheit, einzukaufen.
Pfiffig wär’s, schon jetzt Wunschzettel und Weihnachtsgeschenke-Einkaufszettel ins Smartphone zu tippen und zu speichern, während die Füße im Meerwasser planschen. Bestenfalls auch gleich alles bei amazon & Co. zu ordern. Erspart Weihnachtshektik in überfüllten Geschäften und erleichtert dem Paketdienst die Arbeit zu den Feiertagen.
Damit tut man sich selbst, dem Weihnachtsmann und seinem Rentier einen Riesengefallen.
Zum Fest wird dann nur noch mit Liebe gebacken, gekocht, besinnliche Lieder gesungen, runtergebrannte Kerzen erneuert, Familie Hoppenstedt zum gefühlt hundertneunzigsten Mal angesehen, beim kleinen Lord endlos geschnieft und bei kitschigen Liebesfilmen mit Rock Hudson und Bambi im Winterwald wird geschluchzt was das Zeug hält.
Und dann kommt’s doch wie in jedem Jahr!
Man hat vergessen, wo die bereits gekauften und festlich eingewickelten Geschenke versteckt sind!
Also stürzt man sich doch wieder kurz vor Toresschluss mit allen anderen Menschen gemeinsam ins hektische Gewimmel, um zu besorgen, was die Lieben ringsrum erfreut und was beim nächsten gründlichen Hausputz so um die Osterzeit herum ohnehin wieder von ganz alleine auftaucht!
Foto: Jonathan Meath, Jonathan G Meath portrays Santa Claus, CC BY-SA 2.5
25.08.2018