Oh nee, nicht schon wieder! Badewanne, Dusche, Waschbecken, Kloschüssel brauchen täglich Zuwendung. Betten wollen auch gemacht werden, genau wie die Wäsche, das Bügeln, Geschirrspülen inklusive Pütt und Pann und was sonst noch dazugehört, wenn der Kochlöffel geschwungen wird.
„Da will man mal das ganz Haus putzen und was passiert?
Man hat keine Lust.“
Auch wer nicht zum Putzteufel geboren ist, muss es trotzdem tun – es sei denn, Stauwischen, Staubsaugen, Fensterputzen, Fliesen vom Kalk befreien und zum Glänzen bringen, Fettspuren vom Braten und Kochen beseitigen, Backofen reinigen, Teppichfransen kämmen, Gardinen waschen und gefühlte tausend weitere Arbeiten erledigt wer anders!
Aber wer tut das schon gerne? Die Heinzelmännchen gibt’s leider nur im Märchen.
Martha Plottke von gegenüber? Die junge Frau Müller aus Nummer 30 vielleicht? Oder vielleicht Frau…na, wie heißt sie doch gleich, die mittags immer mit den zwei Hunden spazieren geht? Frau Herrmann hat schon vier Putzstellen und dann noch das Ehrenamt in der Kirche. Frau Schwarz hat mittlerweile ihre Enkelkinder täglich an der Backe, die hat bestimmt keine Zeit.
So ein Mist, bleibt also weiterhin alles an uns hängen!
Wir fragen mal beim Profi an, schlägt mein Mann vor.
Der Profi ist begeistert, kommt zur Besichtigung des zu bearbeitenden Terrains und verspricht, sich umgehend zu melden. Tat er vier Wochen lang nicht, drum fragen wir telefonisch nach. „Ach so“, stotterte er, „habe leider niemanden gefunden. Den Damen ist es zu weit draußen!“
So ein Mist! Laut fluchend zerre ich den Staubsauger aus der Kammer und schubse ihn übern Teppich.
Die eine oder andere Dame haben wir im Laufe der Jahre schon „ausprobiert“, manche wollten uns nicht, andere hielten wir für ungeeignet.
Eine putzte mit einem einzigen Lappen die gesamte Wohnung; sie fing mit dem stillen Örtchen an und endete am Herd!
Die andere war zierlich und klein und hatte eine Leiter-Phobie. Bis 1,50 Meter war alles pikobello sauber, darüber liegendes nicht!
Eine weitere Dame putzte nur das, was sie für richtig hielt und das war nicht viel!
Die aus der ehemaligen DDR glänzte mit einer ziemlich eigenwilligen Auffassung von Sauberkeit, die sehr abweichend von unserer war!
Noch eine kam meistens später und ging dafür früher, bis sie irgendwann gar nicht mehr erschien!
Die, die wir gerne behalten hätten, stolperte über ihr eigenes Zeitmanagement, das wesentlich schlechter als ihr Putztalent ist!
Vor unserem Ortswechsel von B. nach L. hatten wir unsere Ursel, die gute Fee. Ursel war super, nichts konnte sie erschrecken, alles machte sie bestens und unsere neue Küche liebte sie vom ersten Tag an genau wie wir. Noch heute telefonieren wir regelmäßig und in jedem Gespräch betone ich, wie sehr wir sie vermissen.
In weiten Teilen unserer Verwandtschaft und unseres Bekanntenkreises sind unsere Probleme völlig unverständlich. Da putzt und werkelt die Hausfrau selbst, und zwar täglich und liebend gerne! Da werden knitterfreie Hemden, Spannbettlaken und bügelfreies Bettzeug trotzdem mit dem heißen Eisen bearbeitet und ordentlich gestärkte Tischdecken selbstverständlich auch. Trotzdem erscheint die in die Jahre gekommene Haushaltshilfe einmal pro Woche für ein paar Stunden. Da steht dann gemeinsames Bettenbeziehen, Fußbodenwischen, Staubentfernung unten und oben mittels wackliger Leiter auch auf Gardinenstangen und Schränken im Mittelpunkt. Zweimal pro Jahr erfolgt zusätzlich noch ein gründlicher Hausputz und dann sind Dachboden und Keller mit dabei und im gesamten Wohnbereich wird das Innenleben von Bettkästen, Schubfächern, aller Schränke aufs Korn genommen. Wintersachen weichen den Sommerklamotten und umgekehrt, was nicht mehr passt wird ausrangiert. Das gute Silber wird fachmännisch geputzt, die Gläser aus der Vitrine per Hand gespült und poliert und alle Fenster inklusive der Rahmen einer absolut gründlichen Reinigung unterzogen, Polster und Teppiche besonders intensiv geklopft und gesaugt.
Im Laufe der Jahre habe ich es mir abgewöhnt, in geselliger Runde über die Verrichtung von Hausarbeit zu reden oder mich in solche Gespräche einzumischen. Ich melde mich viel lieber mit neuen Rezeptideen, Koch- und Zubereitungstipps zu Wort, abweichend vom meist recht eintönigen und langweiligen Ernährungsstil der putzaffinen Damen.
Na ja, so hat eben jeder seine kleinen und großen Macken, die eine mehr, die andere weniger. Einer putzt lieber, der andere rührt gerne im Kochtopf. Dass Liebe durch den Magen geht, ist längst bekannt und dass gutes und leckeres Essen der Sex des Alters ist ebenfalls.
Doch dass auch das Putzen ähnliches bewirkt, habe ich noch nicht gehört.
29.11.2018