Geburtstage sind …

ganz besondere Tage. Doch wie immer im Leben wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird – so ist es auch mit den Geburtstagen, an denen wir jeweils ein Jahr älter werden. Inzwischen werden wir ohnehin viel älter als unsere Groß- oder Urgroßeltern. Wir leben schließlich in einer relativ gesunden Welt, ohne Kriege oder lebensbedrohliche Katastrophen – jedenfalls in Europa. Also: Wir haben auch häufiger Geburtstag.

Der Start ist gut organisiert: Der Mensch erblickt das Licht der Welt. Er wird geboren und diesen Tag notiert man amtlich und nun steht unwiderruflich fest: dieser Tag ist sein Geburtstag! Und dieses Datum begleitet ihn ein Leben lang. Auf offiziellen Dokumenten ist er vermerkt, er wird gefeiert oder auch nicht – auf alle Fälle wird die jährliche Wiederkehr gezählt und je älter man wird umso akribischer. Die ersten Lebensjahre sind geprägt von Kita, Schule, Konfirmation oder ähnlichen persönlichen Kirchenzugehörigkeitsfesten. Es folgen Abitur, Universitätsabschluss, Hochzeitstag – alles Gründe zum Feiern und mittendrin immer wieder der eigene Geburtstag, mal ein runder, mal ein halbrunder und viele stinknormale Ehrentage.

Die summieren sich im Laufe der Zeit und wenn erst die Fünfzig erreicht oder gar überschritten ist, dann geht es bergab und daran lässt sich beim besten Willen nichts ändern! Das ist dann wie mit Lebensmitteln, Apothekenprodukten oder anderen Dingen, denen man ein Haltbarkeitsdatum drauf stempelt: Man muss sie nicht unmittelbar entsorgen, aber man sollte das Verfallsdatum im Auge und im Hinterkopf haben. Wir profitieren von erstklassiger Medizin, gut geschulten Ärzten, Gesundheitsvorsorge, einem vernünftigen Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit und in einem überwiegend verträglichen Klima. Das gesamte Drumherum ist eigentlich so angelegt, dass wir richtig schön alt werden und dem Verfallsdatum ein Schnippchen schlagen. Unter Ausnutzung des kassenärztlich vorhandenen Ersatzteillagers kann man sich auch mit siebzig, achtzig oder gar neunzig Jahren noch eine neue Hüfte, Schulter oder Kniegelenk leisten.

Wer dann noch über gewisse finanzielle Möglichkeiten verfügt darf der hohen Kunst der Schönheitschirurgie, der Haarimplantation oder sogar eines späten Mutterglücks gewahr werden. In unserer Zeit hat der Mensch je nach Veranlagung und Geldbeutel alle Möglichkeiten, dem zumeist so gefürchteten Älterwerden vieles entgegenzuhalten und wenn es nur mal eine kleine Botox-Anwendung zwischendurch ist.

Lediglich Krankheiten können uns ausbremsen! Gegen viele dieser Plagegeister ist noch immer kein Kraut gewachsen, und zwar ganz unabhängig von arm oder reich, jung oder alt und die Götter in Weiß stoßen an ihre Grenzen. Dann muss man selbst kämpfen – wer das nicht will muss aufgeben. „Altwerden ist nichts für Feiglinge!“ durften wir durch die Feder von Blacky Fuchsberger erfahren. Wer sich aber ans Altwerden ran traut, gute Gene hat und sich rechtzeitig darauf vorbereitet, hat möglicherweise eine reelle Chance, bis ins hohe Alter fit und rege zu bleiben und das sogar im Oberstübchen.

Das stetige Zählen meiner gesammelten Jahre auf der Lebensleiter ist für mich kein Problem – glaube ich jedenfalls! Daran kann ich sowieso nichts ändern und ich muss auch nicht zehn Mal hintereinander den Geburtstag X feiern, falls überhaupt feiern angesagt ist. Und man muss mit zunehmendem Alter auch nicht so nahe an die mit brennenden Kerzen liebevoll geschmückte Geburtstagstorte rangehen; dabei könnte man schon mal rasch ins Schwitzen geraten, denn viele brennende Lichter produzieren viel Wärme – jedenfalls viel mehr als zum Geburtstag gleich nach der Einschulung!

Für mich ist das Schlimmste am Geburtstaghaben und am Älterwerden, dass man liebe Menschen verliert. Eltern sterben, andere liebgewonnene Menschen verlassen uns auf Nimmerwiedersehen, treue und langjährige Wegbegleiter machen sich aus dem Staub. Je älter man wird, umso näher kommen die Verluste, die mir unter die Haut gehen. Und genau in diesem Jahr ist an meinem Geburtstag ein Freund und Weggefährte meines Mannes gestorben. Zwar war ich mit ihm nicht befreundet, aber auch ich kannte ihn – nicht gut, aber immerhin gut genug, um traurig zu sein.

Der erste mir bekannte Mensch hat sich also an meinem Ehrentag ganz stiekum – also klammheimlich – vom Acker gestohlen. Für mich eine total neue Erfahrung. Sowas passierte noch niemals an meinem Geburtstag.

Also gilt für Geburtstage genauso wie für alle anderen Dinge im Leben: It’s the first time for everything!

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