Tigi und seine Freunde haben seit Wochen nur noch Fußball im Kopf. Sogar Gerda hat Gefallen daran! Kein WM-Spiel haben die Jungs versäumt. Und nun wollen Tigi, Leo, Karl und Emil gemeinsam nach Berlin zur Fanmeile und zum ersten Mal in ihrem Leben Fußballer in live ansehen, noch dazu Weltmeister! Schnell haben sie ihre Rucksäcke bis zum Rand mit Notwendigem und jede Menge Proviant zusammengepackt und holterdiepolter geht’s los. Gerda flattert ihnen aufgeregt hinterher, denn natürlich will sie auch mit. Sie allerdings hauptsächlich, um Kumpels und Familie in der Hauptstadt zu treffen.
Auf den letzten Drücker kommen alle am Berliner Hauptbahnhof an, nehmen sich zwei Fahrrad-Rikschas zur Fanmeile und sind total enttäuscht, dass die bereits wegen Überfüllung geschlossen ist. Einige Hunderttausend Menschen warten auf die Fußballer, manche schon seit dem Morgengrauen! Also auf normalem Wege ist kein Raufkommen auf die Fanmeile, da hat aber Karl eine geniale Idee. „Lasst uns mal zur Bühne gehen, da machen wir ein bisschen Unterhaltungsprogramm. Die Fußballer landen mit dem Flieger nämlich viel später in Tegel als geplant! Hab ich grade online gelesen.“
Die Idee gefällt allen und prompt marschieren die vier Freunde Richtung Bühne, ohne Tarnkappen, denn es ist schrecklich heiß. Die Leute kreischen, schreien wild durcheinander, fuchteln mit den Armen, springen ängstlich beiseite, machen dem ungewöhnlichen Quartett auf dem Weg zur Bühne aber Platz. So manch einer in der Menge guckt leicht irritiert, ja sogar verstört, denn es ist schließlich nicht alltäglich, dass ein ausgewachsener Tiger, ein ebensolcher weißer Löwe und zwei kräftige Krokodile sich unter wartende Fußballfans mischen!
Tigi holt seine Flöte aus dem Rucksack, Karl und Emil ihre Triangeln und Leo seine Mundharmonika, die er immer dabei hat. Die beiden Fernsehmoderatoren sind wie vom Blitz getroffen, stehen wie angewurzelt und stumm auf der Bühne, halten sich an ihren Mikrofonen fest, bis Tigi ihnen eines stibitzt und sich und seine Freunde vorstellt. Und als er dann gemeinsam mit den an anderen das Lied
„Im Frühtau zu Berge, wir zieh’n fallera, es grünen die Wälder und die Höhn fallera. Wir wandern ohne Sorgen, singend in den Morgen noch ehe im Tale die Hähne kräh’n“ anstimmt, tobt die Menge. Alle Fußballfans singen lauthals mit, applaudieren den tierischen Interpreten fröhlich zu und fordern eine Zugabe nach der anderen. Das deutsche Volks- und Wanderlieder-Potpourri von Tigi, Leo, Karl und Emil war schlichtweg der Hammer und eine grandiose Überbrückung bis zum Eintreffen der Fußballweltmeister. Als die mit viel Verspätung endlich auftauchen, klettern die vier Musikanten total geschafft aber stolz wie Bolle von der Bühne.
Ein regionaler Sender war von den Darbietungen der Vier so begeistert, dass er am nächsten Tag um eine Fotosession und Interviews gebeten hat. Bis dahin sollen sie feudal im Berliner Zoo nächtigen inklusive Abendessen und Frühstücksbüffet. Das muss man dem Quartett nicht zweimal sagen und schon steigen sie in die bereitstehende Stretch-Limousine ein. Auf dem Weg zum Zoo winkt Tigi gekonnt aus dem Fenster, so als hätte er es von Lieschen von England gelernt.